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Portfolio der Arbeitsformenvon Alexander Schroll |
Die Auswirkungen auf die Formen der Beschäftigung sind entsprechend vielfältig. Die Wissenschaft unterscheidet hier drei Hauptgruppen:
Als Cappuccino-Working werden mehrere Beschäftigungen bezeichnet, wobei neben einem Hauptarbeitsverhältnis zusätzliche Arbeitsverhältnisse bestehen, die fallweise in Teilzeit oder in freier Mitarbeit ausgeübt werden. Unter Portfolio-Working wird eine projektorientierte Selbständigkeit verstanden, deren Ziel die Lösung zeitlich befristeter Aufgaben, teilweise in virtuellen Einheiten und Unternehmen, ist.
Glaubt
man manchen Trendforschern, so werden die klassischen Arbeitnehmer demnächst
verschwinden und lauter Selbständigen Platz machen, die frei und flexibel im
Arbeitsmarkt herum schwirren und ihre Talente und Projektportfolios anbieten.
Das bedeutet jedoch nicht, dass wir alle Selbständige werden. Die Zahl der auf
eigene Rechnung arbeitenden Menschen nimmt zwar unausweichlich zu, doch das
traditionelle, wenn auch gewandelte Arbeitnehmerverhältnis wird noch lange Zeit
dominieren.Jedenfalls in den Grundzügen. Angestellt zu sein wird jedoch nicht
mehr unbedingt einen Full-Time-Job bedeuten. Vielmehr wird die Bedeutung von
allen möglichen Mischformen stark zunehmen: Man arbeitet teilweise oder
vorübergehend in einem Anstellungsverhältnis und nutzt den Rest der Zeit für
alle möglichen selbständigen Nebenjobs - oder umgekehrt. Die "Patchwork-Identität"
wird auch im Bereich der Arbeit zu einem weit verbreiteten Muster.
In der traditionellen industriell geprägten Arbeitswelt gab es neben allen Nachteilen einen großen Vorteil: Man wusste, was einem erwartet. Eine klassische berufliche Laufbahn, eine „Karriere“, war vorhersehbar und gradlinig. Wer von diesem Idealbild abwich und ständig zwischen verschiedenen Tätigkeiten hin und her hüpfte, galt als unseriös.
Damit wird es vorbei sein. Immer mehr Menschen werden sich ihren eigenen „Tätigkeitsmix“ zusammen brauen, teils freiwillig und aus eigenem Antrieb, teils gezwungen wegen der Veränderungen in der Arbeitswelt.
Werden
wir bald alle Telearbeiter sein, die zu Hause vor ihren Bildschirmen hocken und
mit ihren Arbeitskollegen und dem Rest der Welt nur noch online kommunizieren?
Nein:
Auch in zehn Jahren wird so gut wie niemand ausschließlich zu Hause arbeiten.
Die arbeitende Bevölkerung wird sich in zwei Hälften aufteilen: Die eine wird
weiterhin einen festen Arbeitsplatz haben. Theoretisch wird dies schon 2011
mehrheitlich ein Office Center sein (Office Centers sind wohnnahe
Gemeinschafts-Arbeitsplätze, die unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen
Arbeitgebern - einschließlich sich selber - vereinen), faktisch dagegen wird der
klassische Arbeitsplatz weiterhin die Hauptrolle spielen. Eigentliche
Telearbeiter bleiben eine Minderheit, wenn auch eine wachsende.
Die andere Hälfte wird alle möglichen Mischformen pflegen, das heißt, zwischen verschiedenen Arbeitsorten pendeln. Dabei werden klassische Arbeitsplätze, Office Centers und der Arbeitsplatz zu Hause alle eine annähernd gleich wichtige Rolle spielen. In Zukunft arbeiten wir also mal hier, mal dort, teils je nach wechselnden Anforderungen, teils aber auch je nach Lust und Laune.
Als
alternative Lösung für einen engen und veränderten Arbeitsmarkt gibt es
Alternativen wie das „Capuccino Working“.
Wie der Kaffee Voraussetzung für den Capuccino ist, soll bei diesem Modell eine
Person einen festen Arbeitsplatz haben, mit dem sie sich ein Grundeinkommen
verdient. Das gibt die Sicherheit, die viele Menschen brauchen. Zu diesem
Basis-Job, der vielleicht 20 Stunden in der Woche in Anspruch nimmt, kann jeder
dann mehrere Nebentätigkeiten verbinden, sozusagen die Sahne und Streusel zum
italienischen Kaffee: Hier eine Aushilfe in einem Modegeschäft, da eine
Sekretariatsdienstleistung für einen Unternehmensberater. Die Nebentätigkeiten
bieten neben dem zusätzlichen Einkommen auch ein Stück mehr Sicherheit. Fällt
ein Aufgabenbereich weg, weil beispielsweise ein Projekt abgeschlossen wurde,
steht der Capuccino Worker nicht vor dem Nichts, sondern wird aufgefangen.
Ohnehin sei mehr und mehr davon auszugehen, dass durch
projektorientiertes Arbeiten die Auslastung im hohen Maße wechselt. Mal tagelang
bis spät in den Abend zu arbeiten und dann wieder Leerlauf zu haben, wird ganz
normal sein. Letzterer würde dann beispielsweise für Weiterbildung genutzt.
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