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Arbeitszeugnisse wirken oft auf
Arbeitszeugnisse
wirken oft auf den ersten Blick sehr ansprechend. Positive Formulierungen, gute
Wünsche für die Zukunft... doch was steckt wirklich hinter den gerne benutzten
Floskeln in Zeugnissen?
Manchmal ist es besser zwischen den Zeilen zu lesen, bevor man einen Mitarbeiter
neu einstellt:
- Am besten das Zeugnis von vorne nach hinten lesen. Die Schlussfloskel eines
guten bis sehr guten Zeugnisses enthält immer das Bedauern des Arbeitgebers über
das Ausscheiden des Arbeitsnehmers, den Dank für geleistete Dienste und gute
Wünsche für die Zukunft. Fehlen diese Elemente vollkommen, fragen Sie den
Bewerber nach dem Verhältnis zu seinem letzten Arbeitgeber, seiner Position im
Team usw.
- Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob im Zeugnis „zu unserer vollsten
Zufriedenheit“, „zu unserer vollen Zufriedenheit“ oder „zu unserer
Zufriedenheit“ steht. Es stimmt zwar, dass „vollste“ grammatikalisch zwar nicht
richtig ist, aber es hat sich im Deutschen mittlerweile so eingebürgert. „Zu
unserer vollsten Zufriedenheit“ würde im Schulnotensystem die Note 1 sein,
während „Zu unserer Zufriedenheit“ lediglich eine mittelmäßige Leistung
bezeichnet. Wenn Sie als Personalchef ein Zeugnis ausstellen und „vollstes“
nicht verwenden wollen, weil es grammatikalisch nicht 100%ig korrekt ist, dann
verwenden Sie Floskeln wie „Wir waren mit seinen/ihren Leistungen stets
außerordentlich zufrieden“.
- Sprache weckt Emotionen und Assoziationen. Ein Wort mehr
oder weniger entscheidet oftmals über ein positives oder negatives Empfinden.
Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist das halb leere und halb volle Glas.
Einige Beispiele wie sie oftmals in Arbeitszeugnissen vorkommen:
Die Formulierung „... war stets bereit“: War er stets bereit etwas zu tun oder
hat er tatsächlich etwas getan? Hat er nicht genug Eigeninitiative gezeigt und
at „stets bereit“ in seinem Bürostuhl auf Arbeit gewartet?
„Verfügte“ er über sehr gute Kenntnisse oder brachte er sie auch in die Arbeit
ein?
Wenn Sie selbst ein Zeugnis ausstellen, achten Sie immer auf diese
Formulierungen und lassen Sie es immer „gegenlesen“. Nur so kann verhindert
werden, dass Sie (ungewollt) ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellen, obwohl
Sie mit dem Arbeitnehmer zufrieden waren.
- Wie erkennen Sie Kritik im Zeugnis? Kritik wird oftmals subtil angebracht, man
entdeckt sie oftmals erst nach mehrmaligem Lesen:
Wörter wie "sehr", "außerordentlich" "immer" oder "stets" füllen die so
genannten „Nullstellen“ eines Zeugnisses. Wenn sie an ganz bestimmten Stellen
nicht stehen, bleiben die Nullstellen unbesetzt und das Niveau des Zeugnisses
sinkt.
Ein verneintes Gegenteil ist auch kein gutes Zeichen, z.B. „war nicht
uninteressiert“, „war nicht unfreundlich“....
Der Schreiber kann seine Kritik im Zeugnis zeigen, wenn er notwendige Dinge
einfach nicht hineinschreibt. Tätigkeitsbeschreibung, Leistungs- oder
Führungsbeurteilung dürfen in keinem Zeugnis fehlen! z.B.: Fehlen von
Führungsleistungen bei Führungskräften oder Fehlen von Selbstständigkeit bei
Chefsekretärinnen.
- Auch wenn Selbstverständlichkeiten übermäßig stark betont werden ist Vorsicht
geboten. Wenn z.B. bei einem Außendienstmitarbeiter auf die „schöne, adrette
Kleidung“ hingewiesen wird oder die „guten Kenntnisse im Grundrechnen“ bei
Buchhaltern und Lohnverrechnern betont werden, stimmt oft etwas nicht.
Haben Sie Bedenken bei einem Zeugnis eines Bewerbers, sprechen Sie ihn direkt
darauf an. Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, können Sie natürlich auch einen
professionellen Bewerbungscoach kontaktieren, der das Zeugnis (und somit ihren
neuen, potenziellen Mitarbeiter) analysiert!
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